Seelze - Wellness- Bad

  • Veröffentlicht am: 20. März 2007 - 9:52

Hat Seelze doch noch Glück gehabt?

Waren die Warnungen der Grünen schon vor einem Jahr doch berechtigt????

Jetzt sind Anwälte am Zug

BAD KARLSHAFEN. Die Auseinandersetzungen um die Finanzierung der Weserberglandtherme in Bad Karlshafen gehen in eine neue Runde. Nachdem alle Gespräche und Briefwechsel zwischen dem Chef der Kristall-Bäder Gruppe, Heinz Steinhart und Bad Karlshafens Bürgermeister Ullrich Otto keine greifbaren Ergebnisse gebracht haben, hat die Stadt nun der Frankfurter Anwaltskanzlei Philipps Law ein Mandat erteilt. Die Juristen sollen versuchen, die Forderungen der Stadt durchzusetzen.

Auf nunmehr insgesamt 2,6 Millionen Euro beläuft sich die Summe, die die Stadt von der Kristall-Bäder Gruppe verlangt. Sie setzt sich zusammen aus 1,5 Millionen Euro Mehrkosten für den Bau des Bades und 1,1 Millionen Pachtzahlungen, einschließlich Säumniszinsen. Die von der Stadt zuletzt gesetzte Zahlungsfrist hatte Kristall am 2. März verstreichen lassen.

Stattdessen hatte Heinz Steinhart dem Bürgermeister noch einmal ein weiteres Gespräch angeboten - in den Tagen nach dem 19. März. Otto, der sich die Tür für eine solche Gelegenheit zunächst offen halten wollte, hat nun jedoch einen Rückzieher gemacht. Der Grund: In einem Schreiben soll Steinhart den Bürgermeister aufgefordert haben, gegenüber anderen Kommunen die Zusammenarbeit mit der Kristall-Bäder Gruppe in ein positives Licht zu rücken. Hintergrund: Kristall will weitere Bäder in Deutschland bauen und braucht dazu die Zustimmung der kommunalen Parlamente. Kommunalpolitiker zum Beispiel in Bad Endbach, in Garmisch Partenkirchen in Sachsen und in Niedersachsen verfolgen allerdings mit wachsendem Interesse die Vorgänge in Bad Karlshafen.

Doch anders als sein Vorgänger Rolf Schließmann (SPD), der im Jahr 2005 für Steinhart ein äußerst wohlwollendes Schreiben an die Stadt Seelze verfasst hatte und darin schrieb, dass Bad Karlshafen Steinhart "zu großem Dank verpflichtet" sei, sieht sich Otto nicht in der Lage, solche Referenzen auszustellen. "Im Umgang miteinander ist einfach zuviel passiert", sagt Otto, "das hat mich sehr enttäuscht." Das sieht der Magistrat offenbar genauso und hat am 6. März die Frankfurter Anwälte mit der Wahrnehmung der städtischen Interessen betraut.

Die Stadt Bad Karlshafen ist offenbar kein Einzelfall. Auf der Internationalen Tourismusmesse in Berlin (ITB) hat Otto Kontakt zu den Verwaltungschefs anderer Kristall-Standorte aufgenommen. Es sei die Gründung einer Interessengemeinschaft ins Auge gefasst worden, berichtete Otto. Probleme mit Kristall hätten inzwischen auch andere Gemeinden.

Am Dienstag hat Heinz Steinhart für eine weitere Überraschung gesorgt. Er teilte mit, dass er nun selber wieder Geschäftsführer der Weserberglandthermen GmbH werde. Im Februar erst hatte er diesen Posten für seine Vertraute Petra Jakob frei gemacht. Er wolle sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen, hieß es seinerzeit. Doch nun, nach einer Kur auf Teneriffa, habe er wieder "das richtige Kampfgewicht", teilte der Bäder-Chef der Stadt mit. Verbunden war diese Ankündigung mit einer Kampfansage an "alle destruktiven Kräfte". Dass in der Bäder-Gruppe derzeit niemand daran denkt, den Forderungen der Stadt Bad Karlshafen nachzukommen, das bestätigte gestern Kristall-Vorstandsmitglied Frank Nägele gegenüber unserer Zeitung.

Das sagt Frank Nägele

Frank Nägele ist Vorstandsmitglied der Kristall-Bäder AG. Er soll in einigen Jahren die Nachfolge des Vorstandsvorsitzenden Heinz Steinhart antreten. Nach Ansicht Nägeles haben sich die Vorgänge um die Weserberglandtherme in eine Richtung entwickelt, "die es eher schwieriger macht als einfacher, zu einer Lösung zu kommen. "Für uns hört der Spaß langsam auf", sagt Nägele. In der Kristall AG sei man nach gründlicher Prüfung durch die eigenen juristischen Berater zu dem Schluss gekommen, "dass wir nicht säumig sind".

Die Tilgung solle erst beginnen, wenn die Stadt ein langfristiges Darlehen aufgenommen hat. Auf den Einigungsvorschlag, den Kristall im Sommer unterbreitet habe, sei die Stadt nicht eingegangen. Seit dem sei viel Porzellan zerschlagen worden. "Ein gerichtliches Klageverfahren würden wir begrüßen", sagt Nägele, "Wir sind sicher, dass ein unabhängiger Richter in unserem Sinne entscheidet." (geh)

Kommentar: Alle würden verlieren

Gerd Henke (geh@hna.de) über die Auseinandersetzungen um die Thermenfinanzierung

Es war nicht anders zu erwarten. Der Forderung der Stadt Bad Karlshafen, die strittige Summe von 2,6 Millionen Euro zu begleichen, widersetzt sich Heinz Steinhart. Zunächst einmal.

Wie sich der Bäder-Chef verhält, wenn der Streit jetzt auf juristischer Ebene ausgefochten wird, bleibt abzuwarten.

Eins aber ist jetzt schon klar. Wenn demnächst tatsächlich ein Gericht sich der Sache annehmen muss, dann verlieren alle: Die Weserberglandtherme, weil sie zu einem Streitobjekt wird. Die Stadt, weil sie finanziell sicher Abstriche machen müsste. Und die Kristall-Gruppe, weil ihr Ruf bei potenziellen Standort-Kommunen Schaden nehmen würde.

Von Gerd Henke

Quelle: Artikel vom 15.03.2007 aus http://www.hna.de