Wir bleiben dran!: Radwegausbau Hannoversche Straße

  • Veröffentlicht am: 12. November 2022 - 15:09

Bereits im Juni 2021 haben wir über den Ausbau der Hannoverschen Straße berichtet und uns vor allem die Planung für den Radweg auf dieser Strecke genauer angeschaut. Seitdem sind wir natürlich nicht untätig geblieben!

 

Die Planung der Region wurde unter anderem im Ortsrat Letter vorgestellt (siehe Anlage). Die Planer wollen derzeit eine protected bike lane auf der Seite der Bahn ausbauen, um den Durchgangsradverkehr vom Fußgängerverkehr zu trennen und einen "Schutzstreifen" auf der Geschäftsseite. Eine protected bike lane ist eine Spur, die bspw. durch Poller vom Autoverkehr getrennt wird. Nach letztem Stand sieht die Region vor, an der Ein- und Ausfahrt zum Parkplatz des EDEKAs eine Ampel einzurichten, da an dieser Stelle ein erhöhtes Unfallrisiko besteht. Für die weitere Strecke sind keine weiteren Querungshilfen vorgesehen, das bedeutet, wenn ich als Radfahrer einen Markt ansteuern möchte, muss ich von der protected bike lane durch die Poller in den fließenden Autoverkehr einscheren und von dort durch den entgegenkommenden Autoverkehr auf den gewünschten Parkplatz abbiegen. 

Aus der Präsentation und unseren Gesprächen mit der Region geht hervor, dass diese besonders den Durchgangsradverkehr fördern möchten. Wir haben explizit darauf hingewiesen, dass der Einkaufsradverkehr durch diese Planung erheblich erschwert wird und damit zu rechnen ist, dass Radfahrer*innen zum Einkaufen weiterhin den Fußgängerweg nutzen werden. Die Region nimmt dies wissentlich und billigend in Kauf, dann sei es ebenso. 

Des Weiteren ist die protected bike lane mit ca. 1,85 - 1,90m Breite geplant. Dies ist konform mit der Regelbreite für Radwege, doch sind wir der Meinung, dass durch die besondere Situation auf der Hannoverschen Straße durch das riskante Ausscheren in den fließenden Autoverkehr, diese Breite nicht ausreichend ist. Vor allem für unsichere und ungeübte Radfahrer, Räder mit Anhängern, Lastenräder, Dreiräder und bspw. Erwachsene in Begleitung von Kindern sehen wir in dieser engen Situation einen erheblichen Nachteil! 

 

Wir haben uns mit vielen Optionen auseinander gesetzt und auch intern viel darüber diskutiert, wie man die Hannoversche Straße klüger planen könnte. Aktuell liegt noch kein abschließender Antrag vor, den wir euch einstimmig mit unserem Koalitionspartner der SPD präsentieren können, doch wir wollen euch weiterhin auf dem Laufenden halten. 

Aktuell gehen wir davon aus, dass es eine deutlich sinnvollere Lösung wäre, den Fuß- und Radverkehr auf der Geschäftsseite anzusiedeln, allerdings getrennt voneinander. Somit entsteht ein Fußgängerweg, ein Radweg für beide Richtungen und daneben die Straße für den Autoverkehr. Diese Option wurde bisher stets abgetan mit der Begründung, dass es für Autofahrer beim Verlassen und Befahren des EDEKA Parkplatzes zu unübersichtlich ist und daher zu gefährlich. Durch die sowieso geplante Ampel, entfällt dieses Argument für uns. Des Weiteren wird bei der aktuellen Planung der Region, die Verantwortung beim Abbiegen zur Geschäftsseite auf die Radfahrer*innen übertragen, die umständlich in den fließenden Verkehr einscheren müssen. Würden die Radfahrer*innen auf einem separaten Weg fahren, müssten Autofahrer*innen beim Befahren und Verlassen der Geschäftsseite durchaus vorsichtig sein, doch sehen wir nicht ein, die Verantwortung zum Queren dem schwächeren Verkehrsteilnehmer zuzuschreiben. 

Wir arbeiten aktuell an einem Antrag, der die Stadt Seelze auffordern soll, sich bei der Region für eine bessere Lösung einzusetzen. Leider liegt die finale Planung nicht in der Verantwortung der Stadt Seelze, doch wir werden tun, was uns möglich ist. Die Planung der Region zeigt unserer Meinung nach weiterhin eine patriarchalisch dominierte Verkehrsplanung*, die wieder das Auto im Fokus sieht!

 

*Patriarchalische Verkehrsplanung oder was hat Feminismus mit Straßenbau zu tun? Warum es einen Unterschied macht, ob Männer oder Frauen unsere Verkehrswege planen findet ihr anschaulich erklärt beim VCD (Verkehrsclub Deutschland).