34. Grünes Frühstück: Lebensmittel von nebenan

  • Veröffentlicht am: 16. Juni 2020 - 8:29

Evelyn Werner und Chrstian Meyer

Evelyn Werner und Chrstian Meyer
Evelyn Werner und Chrstian Meyer

 

34. Grünes Frühstück – Lebensmittel von nebenan

Wie immer wurde zunächst über Themen der vorangegangenen Veranstaltungen berichtet:

              Bus 572 – hier hatte es starke Proteste gegen die Streckenänderung und damit Auslassung der Haltestellen in Harenberg gegeben, als Vertreter der Regionsverwaltung anwesend waren. Der Bus wird in absehbarer Zeit wieder durch Harenberg fahren. Damit ist Harenberg wieder an Seelze angebunden. Gast des vorangegangenen Grünen Frühstücks war der Geschäftsführer von AHA. Die nun geplante, gelbe Tonne und die Gebührenveränderungen lassen einen üblen Beigeschmack. Das Thema ist noch nicht abgeschlossen. Geplant war ein Ortstermin bei dem neuen Windrad zwischen Dedensen und Barsinghausen. Ein Termin mit Dr. Alexander Jäger-Bloh wurde nicht vereinbart, weil eine Diskussion im freien Raum unter Corona-Bedingungen wenig sinnvoll ist.

Frank Glaubitz von Avacon kündigte an, dass sehr kurzfristig eine SmartBench (Solarbank z.B. zum Handy-aufladen) zentral in Seelze aufgestellt wird. Er kündigte auch an, dass in der Nähe der Kristall-Therme eine Ladestation zum Aufladen von E-Autos zu finden sein wird. Nachgefragt erklärte dazu Stadtbaurat Dirk Perschel, dass in seinen Augen 10-15 Stellen in Seelze eine sinnvolle Perspektive sind.

 

Lebensmittel von nebenan

Nach einer kurzen Einführung von Evelyn Werner mit dem Hinweis auf moderne, ortsnahe Einkaufsmöglichkeiten benannte sie die Marktschwärmerei von Friedlinde Volker aus Döteberg, die leider aus Urlaubsgründen nicht teilnehmen konnte. Sie wies auch darauf hin, dass es ein Angebot von Direktvermarktern wie der Familie Dröge in Harenberg in Seelze gibt und diese zunehmend nachgefragt werden. Den Menschen, die hier einkaufen, ist es wichtig, die Quelle der Produkte zu kennen. Das war der Einstieg für einen Politiker, der mit totaler Leidenschaft hinter dem breit gefächerten Thema Tierwohl, lokale Vermarktung und der begleitenden Themen steht: Christian Meyer, ehemaliger Landwirtschaftsminister. Als das Thema vor Monaten mit ihm vereinbart wurde, war noch nicht erkennbar, dass Corona die Notwendigkeiten des Handelns so deutlich nach oben spülen würden. Themen, für die er im Rahmen seiner Möglichkeiten, aber auch in Zusammenarbeit mit den Gremien in Berlin sich immer eingesetzt hat. So war sehr schnell von den Besuchern, unter denen ein Fleischermeister aus Seelze war, die Situation von Zerlegebetrieben von Schweinen aber auch von Schlachtbetrieben für Geflügel im Gespräch. Über die Unzulänglichkeiten  der Bezahlung, der Ausbeutung der allein 22.000 Zerleger aus Rumänien und der Unterbringung in teilweise kasernenartigen Gebäuden wurde natürlich gesprochen. Aber in der Darstellung der bewussten und / oder unbewussten Veränderungen, die es in der Tierhaltung in der Vergangenheit in Niedersachsen ausstrahlend auf das ganze Land ist erkennbar, welche dicken Bretter bisher gebohrt werden mussten. So vielen Stichworte wie keine Eier mehr aus Legebatterien, dafür der Ansatz der Hühnerhaltung im Mobilstall, keine Schnabelkürzung mehr und jetzt Gruppenhaltung von Schweinen. Dabei machte Christian Meyer sich nicht zum Illusionär, dass Massentierhaltung abgeschafft werden kann. Aber Veränderungen sind hier auch weiter und vielleicht jetzt erfolgreicher zu fordern. Denn, so stellt er die Frage, muss Deutschland so viel Tiere sowohl beim Geflügel als auch bei den Schweinen produzieren, dass eine weltweite Vermarktung mit allen Folgen auch in den importierenden Ländern zwingend ist? Er stellte sich auch der Frage, ob mit Veränderungen, wie sie seit Jahren nötig sind, zu höheren Preisen führen wird. Ob sich dann nicht mehr jeder das Brathähnchen leisten kann? Hier war ein Satz bemerkenswert. Bewusst ist er sicher auf den ersten Blick nicht. Höhere Preise bei Lebensmitteln führen auch zwangsläufig zu höheren Sätzen der Hartz IV Zahlungen. Grundlage ist ein Warenkorb und wird dieser teurer – wird auch die Zuwendung höher. Es darf also keine Angst vor höheren Preisen geben. Bei der Frage, wie man den regionale Produkte, hier also Produkte aus Seelze, erkennen kann, wurden die zahlreichen, auch verwirrenden Label angesprochen. Es entstand daraus die Idee, vielleicht zunächst auf der offiziellen Seelze-Seite im Netz Betriebe aufzulisten, die regionale Lebensmittel anbieten. So weiß sicher nicht jedeR SeelzerIn, dass es Seelze einen Fleischerbetrieb gibt, der noch selbst schlachtet. Das ist nur ein Beispiel durch ein aktuelles Brennglas gesehen. Damit würde dem eigenen Seelzer Angebot nicht nur mehr Aufmerksamkeit zukommen, es könnte auch der Grundstein für eine eigene Marke „Seelzer Lebensmittel“ sein.

 

Ohne Radfahren geht es nicht

Natürlich wurde am letzten Tag des Stadtradelns auch wieder über das Thema Radfahren in Seelze gesprochen. Sicher haben sich nicht alle RadfahrerInnen dazu in den zahlreichen Gruppen – es gibt auch eine Grüne Gruppe – angemeldet. Aber allein die in den drei Wochen „offiziell“ gefahrenen Kilometer zeigen, dass hier über die Ressourcenverteilung gesprochen werden muss. Auch hier hat die Corona-Kriese blankgespült, dass es einen steigenden Bedarf an Infrastruktur für RadfahrerInnen gibt. Es werden nicht alle in Bus und Bahn zurückkehren, nachdem sie die Unabhängigkeit, die gesundheitlichen Vorteile kennen gelernt haben. Herr Hantke, Chef der Polizei in Seelze, wurde gebeten, spontan eine Stelle zu benennen, wo dringend Handlungsbedarf ist. Er benannte die Ausfahrt Aldi/Edeka zwischen Seelze und Letter und erhielt breite Zustimmung. Herr Perschel, selbst leidenschaftlicher Fahrradfahrer nahm diesen Hinweis auf. Sein Plädoyer für viele, kleine Schritte auf dem Weg zu einer Zufriedenheit hört sich zunächst komisch an: öffentliche Luftpumpe, Service-Station für Pannen in der Nähe des Rathauses. Aber dahinter steckt, und so möchte er es wohl auch verstanden wissen, die Gedanke einer anderen Wertschätzung für RadfahrerInnen, für ein anderes Fahrradklima in Seelze. So kennt der Stadtbaurat natürlich die Überlegungen für einen Radschnellweg von Hannover nach Garbsen und berichtet, dass inzwischen 8 Versionen in der Diskussion sind und eine würde Seelze in Letter berühren. Die Rahmenbedingungen für eine Förderung so eines Projektes sind jedoch hart, allein die erforderliche Breite könnte ein Knackpunkt sein.

Aus dem Publikum wurde gefordert, dass die Polizei doch auch einmal mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs sein und Präsenz für RadfahrerInnen zeigen sollte. Damit würde eine größere Disziplin sowohl für den Radverkehr als auch die FußgängerInnen eingefordert. Einen weiteren Gedanken nahm Herr Perschel sicher ebenfalls mit: Der Wunsch der besseren Kenntlichmachung von Ausfahrten zum Beispiel durch rote Flächenmarkierung, damit sich auch RollstuhlfahrerInnen sicherer fühlen.